Es handelt sich hierbei um einen Beitrag aus der Südangeln Rundschau, Ausgabe Juni 2014:

Am 22. Mai um 20 Uhr erlebte das Amt Südangeln seine bisher größte Demonstration. Sie war kurzfristig von der Elternschaft der künftigen Gemeinschaftsschule in Böklund organisiert worden und bildete den Auftakt für eine noch nicht dagewesene Protestwelle im ganzen Kreisgebiet. Sie schwappte schon durch den echten Norden, bevor andernorts Verkehrsknotenpunkte lahmgelegt wurden, weil das landesweite Problem am Beispiel der Auenwaldschule am 28. Mai ausführlich im NDR-Fernsehen vorgestellt wurde. Jürgen Steffensen brachte dabei sachlich den Unmut der Elternschaft zum Ausdruck.Was hat die Eltern als politische Wähler wachgerüttelt? Unsere Rundschau druckt hierzu den Brief von 14 Schulleitern im Kreisgebiet ab. Die darin beschriebene Senkung der Lehrerwochenstunden pro Schüler hat für Böklund zur Folge, dass junge und angesehene Kräfte die Auenwaldschule verlassen müssen und dass in keinem Jahrgang mehr die erforderliche Stundentafel erfüllt werden kann.

Um dieses Desaster doch noch abzuwenden, war am 22. Mai die Schleswiger SPD-Landtagsabgeordnete Birte Pauls mit dem schulpolitischen Sprecher der SPD, Kai Vogel aus Pinneberg, zuerst in die Auenwaldschule eingeladen und anschließend beim Schulverband in der Amtsverwaltung zu Gast.

Auf dem Weg dorthin säumten viele Hunderte friedlich den Straßenrand und machten auf Transparenten und Plakaten deutlich, was sie von dieser Sparpolitik im Bildungsbereich halten. Vorher hatten die Landespolitiker in der Schule gehört, dass man nicht gut ausgebildete und motivierte Lehrkräfte mit Zeitverträgen hinhalten dürfe und dass der Abbau von 365 Lehrerstellen im Lande auf keinen Fall hingenommen werde.

Sie antworteten mit der bis 2020 einzuhaltenden Schuldenbremse. Diese habe zur Folge, dass 20% aller Landesbediensteten eingespart werden müssten. Sie gaben zu, dass eigentlich 1300 Lehrerstellen fehlen würden, und bei funktionierender Inklusion bräuchte man sogar 2500 Stellen mehr. In dem Zusammenhang rühmten sie sich, seit 2012 immerhin 300 neue Planstellen an Schulen geschaffen zu haben.

Neben der Konsolidierung des defizitären Landeshaushalts seien weitere Gründe für den Stellenabbau der demographische Wandel mit sinkenden Kinderzahlen und der Erhalt kleiner Grundschulen auf dem Lande, die unverhältnismäßig viele Lehrerstunden binden würden. Außerdem, so Kai Vogel, hätten Autofahrer ohne Kinder ganz andere Schwerpunkte im verkehrstechnisch maroden Schleswig-Holstein.

Charly Munnecke aus Hollmühle konterte daraufhin: „Lieber bucklige Autopisten als dumme Kinder!“

So kam man erwartungsgemäß nicht zu einer Einigung; aber die Fronten sind seitdem abgesteckt, und nach Redaktionsschluss dieser Ausgabe ging ein Ruck durchs ganze Land. Die ersten Reaktionen nach dem denkwürdigen Gespräch am 22. Mai klingen erfreulich:

Die Organisatoren bedanken sich über unsere „Südangeln Rundschau“ bei allen, die mitgemacht haben, für die gute Atmosphäre, die zahlreichen Teilnehmer und das friedliche Demonstrieren. Und MdL Birte Pauls hat anschließend auf Facebook gepostet: „Danke für viele Informationen von Lehrkräften und Eltern. Danke für konstruktive Gespräche mit den Vertretern des Schulverbandes. Und danke für die eindrucksvolle Menschenkette und Demonstration von Schülern, Eltern und Bürgern. Auch hier sage ich: Verstanden!“

Bilder und Videos der Demontration können Sie hier sehen:

https://www.dropbox.com/sh/6xhize24j1gm9sf/AADNgwOPRCc7qAcsPTRvPzQoa

st.